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Peniger Handwerksinnungen

Bäcker-Innung

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1512 bekamen die Bäcker den Handwerksbrief von Burggraf Hugo von Leisnig überreicht. Nach dieser Urkunde sollten die Bäckermeister u.a. "wohl zwene tage, Nemlich Mittwoch und Sonnabend zugleich Schosse eyner als wie als der ander Backen, dorch das dye Eynwoner der Stat mit Brot nach aller notdurfft genugsam versehen werde. Zum anderen wer eyn Becke alhie zu Penick wird will, der sol Jar und tag unten alle quatember sol er den Meistern Syben groschen gebenn und darnach, wen er besteet, so soll er briff und Sigill, das er eines guten Herkomes sey, auch aus rechten Ehebette geboren und sich redlich und erlich gehalten habe".

Im Jahr 1569 erließ der Peniger Rat eine "Beckenordnung", wonach alle 14 Tage das Bäckergewicht bekannt gegeben werden musste. In der Vergangenheit hätten sich beim Brot- und Semmelbacken Irrungen und Zwiespalt ergeben. So wurde mehrmals aus einer bestimmten Menge Getreide eine Mahl- und Backprobe durchgeführt, da es anscheinend mancher Meister mit dem Gewicht nicht so genau nahm. Schließlich wurde von dem Leipziger Rechenmeister Isaac Riese eine genaue Gewichtsanalyse erarbeitet und aufgestellt, die dann am 13. März 1570 von der Peniger Bäckerinnung angenommen wurde und für alle Bäcker bindend war.

Fleischer-Innung

Um 1500 gab es in Penig zwölf Fleischermeister. Seit jeher hatten sie an die Herrschaft jährlich einen Bankzins als Abgabe zu zahlen. Zur Innung des Fleischhauer-Handwerks schlossen sie sich 1643 zusammen. Am Rathaus beim Ratsgässchen wurden 1593 und 1708 vier Fleischbänke genannt.

Dort konnten sie ihre Waren feil bieten, welche vom städtischen Fleischschauer beziehungsweise -schätzer überprüft wurden. In der Zeit von Michaeli bis Ostern jedes Jahres war es sämtlichen Meistern freigestellt, alle Arten Vieh nach Willkür zu schlachten. Außer dieser Zeit durfte aber das Schlachten von Rindern nur von Zeit zu Zeit und jedes Mal durch einen Meister der Reihe nach stattfinden. Der Reiheschlag wurde durch das Los bestimmt. Um 1700 erhebt die Peniger Fleischer-Innung von den Orten der Umgebung eine Abgabe für die Zulassung des Hausschlachtens. Der Innung gehörten 1835 16 Meister an, 1883 waren es nur noch sechs Meister.

Leine-Weber-Innung

Seit 1527 bestand die Leineweber-Innung. Die Leineweber verbanden sich später mit den Zeug- und Wollenwebern. Nach der Abänderung der Innungs-Artikel am 24. Januar 1766 musste jährlich von den bei den Zeug-, Lein- und Wollenwebern vorhandenen Stühlen ein Stuhlzins und Stempelgeld gezahlt werden. Diese Einnahme, die in der Erteilung des Rechts, schafwollne Zeugwaren und Leinewand fertigen zu können, ihren Ursprung hatte, wurde von der Herrschaft für 75 Thlr. an die Innung verpachtet. Von jedem gefertigten Stück schlechten Zeug waren 8 pf., von jedem Stück Mittelzeug 1 gr. 4 pf., von jedem Stück extra feinem Zeug 2 gr. , von jedem Stück guter Leinwand 1 gr. 4 pf.. Stuhlzins und Stempelgeld zu entrichten.

Schmiede-, Schlosser-, Uhrmacher-, Böttcher- und Wagner-Innung

Zu Pfingsten 1633 vereinigten sich die Schmiede, Schlosser, Uhrmacher, Böttcher und Wagner zu einer Innung. Bereits im Jahre 1643 stellten sie ein neues Innungs-Statut auf, da die alten Artikel bei den vorgekommenen feindlichen Einfällen, Plünderungen und Bränden abhanden gekommen waren. Später bildeten die Schlosser, Büchsenmacher, Nagelschmiede, Zeug- und Sägeschmiede eine Innung, wobei sich 1727 die Schmiede wieder absonderte.

Schneider-Innung

Weit vor 1655 bildeten die Schneider ihre Innung. Das Gründungsjahr ist nicht bekannt. Ein alter Brauch dieser Innung war, dass jeder Schneidergeselle, sofern er ein Meistersohn war, bei seiner Aufnahme in die Innung dieser entweder ein zinnernes Kännchen oder einen Thaler schenken musste. 1893 gehörten dieser Innung noch 25 Mitglieder an.

Strumpfwirker-Innung

Nach dem alten Handwerksbuch der Strumpfwirker wurde diese Innung im Jahre 1750 gegründet. Durch die damaligen Kriegswirren zu dieser Zeit fand die Gründungsfeier aber erst am 22. Juni 1758 im Peniger Rathaus statt. Diese Innung erstreckte sich damals auf die Ortschaften Penig, Mühlau, Hartmannsdorf, Taura, Kändler, Wittgensdorf und Limbach. Die Erlangung des Meisterrechts kostete zwei Thaler. Laut Mandat vom Jahre 1768 sollten keine Landmeister mehr aufgenommen werden, was jedoch auf Bitten der Innung schon bald wieder außer Kraft gesetzt wurde. Die Strumpfwirker-Innung hatte infolge der 1771 ausgebrochenen Teuerung sehr zu leiden. Sie vermochte an zureisende Gesellen das Reisegeld nicht mehr zahlen und anstelle des üblichen Freibieres gab es Wasser zu trinken. Im Jahre 1862 beschloß die kombinierte Bezirks-Innung, mit Sitz in Penig, sich aufzulösen und neue Genossenschaften mit verschiedenen Sitzen in Penig, Göppersdorf, Chursdorf und Kaufungen zu gründen. 1893 zählt die Innung noch 20 Mitglieder, zurzeit der Gründung waren es 300.

Schumacher-Innung

Als zweitälteste Innung in Sachsen schließen sich die Schuhmacher zur ersten Innung der Stadt Penig zusammen und gründen im Jahre 1353 die Schuhmacher-Innung. Durch Burggraf Otto II. von Leisnig wurde das Schuhmacherhandwerk "mit alle dem rechte, als die Schuhwerken zu Aldenburg ihre Innung haben" bestätigt. Im Jahre 1493 stellte Burggraf Hugo von Leisnig diesem Handwerk einen Brief aus "des Meisterrechts halben, wie mans damit halten soll". Für die Schuhmacher gab es besondere Satzungen. Lange Zeit gerbten sie, die bei den Fleischern und Abdeckern das Vorkaufsrecht wegen des Leders hatten, das Leder selbst und ließen sich dieses Recht nicht ohne Weiteres nehmen. Später zogen die übrigen mit Leder arbeitenden Innungen - nämlich die Lohgerber, Sattler, Riemer, Weißgerber - dieses Recht an sich. Die Schuhwaren Penigs erfreuten sich auswärts starker Nachfrage, denn die Innungsmeister besuchten die Messen zu Naumburg, Frankfurt a.d. Oder und am Main, Leipzig, wo sie ihre Waren auch gut absetzten. 1896 zählt die Innung über 50 Mitglieder.

Tischler- u. Glaser-Innung

1561 bilden die Tischler und Glaser eine gemeinsame Innung. Die neu aufgestellte Innungs-Ordnung vom 9. April 1728 beginnt mit folgendem Wortlaut: „Wir, August, Constantin, Friedrich Erdmann und Franz Carl des Heil. Röm. Reiches, Grafen und Herren von Schönburg, Grafen und Herren von Glauchau und Waldenburgk, wie auch der Niederen Grafschaft Hartenstein und Herrschaft Lichtenstein. Vor uns Unsere Erben und Nachkommen thun kund und bekennen, it diesen Unsern offenen Briefe, dass uns unsere Unterthanen auch liebe Getreue die Meister des Tischler- und Glaser-Handwergks allhier zu Penig benannt:

  • Mstr. Christian Franke, der Handwergks Meister,
  • Mstr. Samuel Neubert,
  • Mstr. Hannß Michael Ritter,
  • Mstr. Johann Friedrich Diettrich,
  • Mstr. George Heintze,
  • Mstr. Andreas Kabisch,
  • Mstr. Gottfried Richter,
  • Mstr. Andreas Baumgärttner, nebst
  • Mstr. George Erasmus Lauern, Bürger und Glaßer hierselbst.

Unterthänig zu erkennen gegeben, wie sie zu Erlangung guter Ordnung ihre vorige Articul zum Theil behalten, ändern und vermehren wollten, daherr Wir ihnen die übergeben und nach verzeichnete Articul, wie sie sich in ihren Handwergk ordentlich und redlich den in anderen umliegenden Städten üblichen Brauche nach, mit allerley Arbeith gegen die Bürger und das Land Volk zuverhalten schuldig erachten; zu confirmieren und zu bestätigen geruhren, gestalt die Articul folgende sind..."
Die Statuten wurden 1766 revidiert. Zu unbekanntem Zeitpunkt sonderten sich die Glaser wieder ab. 1893 gehörten der Tischler-Innung 10 Mitglieder an.

Tuchmacher-Innung

1490 wird die Tuchmacher-Innung gegründet. Die Tuchmacher hatten von jedem gefertigten Tuche einen Stempelgroschen und von jedem „Futter- und Pflockenen Tuche“ 6 pf. An die Herrschaft zu entrichten. Außerdem zahlten sie ab 1600 einen Walkzins von 5 gr..

Töpfer-Innung

Penig war im Mittelalter eine recht bekannte Töpferstadt. Das Gründungsdatum der Töpferinnung ist leider nicht bekannt, allerdings sind Innungsartikel von 1638 an überliefert. Die letzten Töpfer waren bis etwa um 1900 hier ansässig. Um 1500 lebten in Penig zwölf Töpfer, welche den "Töpperzins" zu zahlen hatten. Wegen der von den Töpferöfen ausgehenden Brandgefahr war keinem Meister dieser Innung gestattet, in die Stadt zu ziehen und sein Handwerk zu betreiben und einen Brennofen aufzurichten. Sie bildeten eine Gemeinschaft vor dem Chemnitzer Stadttor, somit entstand die Vorstadt Topfanger.

Schon 1482 besuchen die Peniger Töpfer den Chemnitzer Wochenmarkt mit ihren Erzeugnissen. Da der Chemnitzer Rat forderte, den Peniger Wochenmarkt für die Chemnitzer Handwerker zu öffnen, gab es Auseinandersetzungen wegen des gegenseitigen Marktrechtes. Eine spezielle Warenart der Töpfer waren die schwarzbraun gefärbten Peniger Krüge mit vier großen Henkeln und sonst überall mit vielen kleinen Henkeln und Ringlein daran verziert. Diese Krüge wurden in der Meißnischen Bergk-Chronica des Petrus Albinus aus dem Jahre 1590 und in Peniger Stadtchroniken erwähnt. Ein derartiges Gefäß hielt Frau Dorothea, Burggräfin von Leisnig, 1514 für wertvoll genug, um es ihrer Schwester als Geschenk nach Mühlberg zu senden. Unter den Händen der Peniger Töpfer entstanden auch grünglasierte, topfähnlich vertiefte Ofenkacheln, die zu Kachelöfen zusammengesetzt wurden. Mit Aufkommen des Takabrauchens im Dreißigjährigen Krieg bildete sich ein neuer Zweig der Töpferei aus, das Pfeifenmachergewerbe.

Weber-Innung

Seit 1527 bestand die Leineweber-Innung. Die Leineweber verbanden sich später mit den Zeug- und Wollenwebern. Nach der Abänderung der Innungs-Artikel am 24. Januar 1766 musste jährlich von den bei den Zeug-, Lein- und Wollenwebern vorhandenen Stühlen ein Stuhlzins und Stempelgeld gezahlt werden. Diese Einnahme, die in der Erteilung des Rechts schafwollne Zeugwaren und Leinewand fertigen zu können ihren Ursprung hatte, wurde von der Herrschaft für 75 Thlr. an die Innung verpachtet. Von jedem gefertigten Stück schlechten Zeug waren 8 pf., von jedem Stück Mittelzeug 1 gr. 4 pf., von jedem Stück extra feinem Zeug 2 gr., von jedem Stück guter Leinwand 1 gr. 4 pf.. Stuhlzins und Stempelgeld zu entrichten.

 

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